Es ist unheimlich schwierig, ein Pferd wie Latifa es war, zu beschreiben. Eines ist klar, von allem Anfang an war sie meine Seelenverwandte. Und wird das auch immer bleiben, Biologie hin oder her. Nicht dass wir uns gesucht hätten, aber gefunden haben wir uns. Ich weiss noch, unser gemeinsamer Start war nicht gerade einfach. Sie hatte einen Rucksack, prall gefüllt mit schlechten Erinnerungen und negativen Erlebnissen. Ich damals auch. So standen wir also beide da. Leicht verloren, so halb neben der Spur. Und nichts, rein gar nichts hat auch nur am Rande darauf hingedeutet, dass aus dieser Partnerschaft irgendwann was rein Positives entstehen kann. Der Vorteil war, wir hatten beide nichts zu verlieren. So fingen wir an, den Rucksack Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr stetig zu leeren, alles rauszuschmeissen was gestört hat, was nur Ballast war und für die Reise nicht mitgenommen werden musste. Wir wurden beide gleichzeitig stärker, begannen darauf zu vertrauen, dass der andere das Richtige macht oder zumindest versucht, den optimalen Weg zu finden, um aus der zu Beginn eher schwierigen und ziemlich hoffnungslos scheinenden Situation das Beste zu machen. Ihre anfängliche Unsicherheit schwand zusehends, meine ebenfalls. Ich lernte, meine Gefühle in den Griff zu kriegen, auf sie einzugehen, musste lernen, sie zu lesen und so zu verstehen. Eigentlich war das gar nicht schwierig, sie hat mir ja alles gezeigt. Sie brauchte vorallem einen starke Schulter, und die hab' ich ihr gegeben. Ich durfte sie während 7 unendlich schönen Jahren begleiten, bis sie mich leider viel zu früh verlassen hat. In dieser Zeit habe ich unheimlich viel über die Sprache der Pferde gelernt. Sie war der beste Lehrmeister, den man sich wünschen kann. Eine Schönheit mit einem übergrossen Herz, einer ehrlichen, aufrichtigen Art, einer unglaublich einnehmenden Tiefe in ihren Augen, schlicht und einfach - ein unglaubliches Pferd. Meine Tiffy ... danke für alles, was du mir gegeben hast.